Deutsche Umwelthilfe warnt: Streit über Fischereirechte zwischen Großbritannien und EU geht zu Lasten von Kabeljau, Hering & Co.

                                 

Deutsche Umwelthilfe warnt: Streit über Fischereirechte zwischen Großbritannien und EU geht zu Lasten von Kabeljau, Hering & Co.

  • EU-Fischereiminister legen zu hohe Fangquoten für 2021 in EU-Gewässern fest
  • Fangmengen für gemeinsam mit Großbritannien bewirtschaftete Beständen orientieren sich an 2020 und berücksichtigen wissenschaftliche Empfehlungen nicht
  • Deutsche Umwelthilfe und Initiative Our Fish fordern die Einhaltung von wissenschaftlichen Empfehlungen

Berlin, 17.12.2020: Die heutigen Beschlüsse der EU-Fischereiminister zu den Fangbeschränkungen für 2021 kritisieren die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Initiative Our Fish als unzureichend. Die Beschlüsse sehen vor, dass sich die Fangmengen für die gemeinsam mit Großbritannien bewirtschafteten Bestände für das erste Quartal 2021 an den Fangquoten von 2020 orientieren. Demnach dürfen 25 Prozent der Fangmengen von 2020 im ersten Quartal 2021 gefischt werden, obwohl Wissenschaftler für einige Bestände deutlich niedrigere Fangmengen empfehlen. Die EU konnte sich im Vorfeld mit Großbritannien nicht auf ein Regelwerk einigen, wie die Fangmöglichkeiten in den britischen Gewässern nach dem Brexit festgelegt werden sollen.

Die Fischereiminister beschlossen darüber hinaus 25 Fangbeschränkungen für Fischpopulationen im Nordostatlantik, die ausschließlich von den EU-Mitgliedstaaten befischt werden. Davon wurden 7 Fangbeschränkungen oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen festgelegt.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, kommentiert: „Der Streit zwischen Großbritannien und der EU wird auf dem Rücken der Meeresgesundheit und der Artenvielfalt ausgetragen. Um niemanden zu verprellen, riskieren die Fischereiminister unter dem Vorsitz von Julia Klöckner, dass die Überfischung in 2021 weitergeht. Alle Beteiligten müssen sich an die wissenschaftlichen Empfehlungen halten, um die marinen Ökosysteme zu erhalten. Deshalb fordern wir Julia Klöckner und die anderen Fischereiminister auf, diese riskante Entscheidung zu revidieren und in den noch ausstehenden Verhandlungen mit Großbritannien ausnahmslos Fangquoten auf Basis der Wissenschaft festzulegen.

Eine pauschale Übernahme der Quoten vom letzten Jahr gefährdet nach Ansicht der DUH die geschwächten Fischbestände wie Hering im Skaggerak und Kattegat, für die von Seiten der Wissenschaft eine Null-Quote empfohlen wurde. Erst im neuen Jahr will die EU in Verhandlungen mit Norwegen und Großbritannien die Fangquoten für die weiteren Quartale 2021 festlegen. Dazu zählt auch der für Deutschland kommerziell sehr wichtige Nordseekabeljau, für den eine Reduzierung von 17 Prozent empfohlen wird. Die geplante Übernahme der Fangquoten aus 2020 wird dazu führen, dass weniger Fische im verbleibenden Jahr 2021 gefangen werden dürfen, da ansonsten die gefangenen Menge weit oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen sind. Aus Sicht der DUH erschwert das die Verhandlungen mit Norwegen und Großbritannien zusätzlich.

Rebecca Hubbard, Direktorin der Our Fish-Initiative dazu ergänzt: „Die EU und Deutschland spielen eine Schlüsselrolle bei der Wiederherstellung unserer Meeresökosysteme und im Management unserer gemeinsam genutzten Ressourcen. Mit der heutigen Entscheidung, die Überfischung in den eigenen Gewässern fortzusetzen, stellen die Fischereiminister immer noch die kurzfristige Gewinne über den Schutz unseres Klimas und der Meeresbiodiversität. Das ist ein enttäuschender Schritt, der den globalen Fortschritt auf dem Weg zu einem gesunden Ozean und das Engagement der EU für ein nachhaltiges Fischereimanagement untergräbt.

Links:

Kontakt:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de

Dr. Katja Hockun, Projektmanagerin Meeresnaturschutz
030 2400867-895, hockun@duh.de

Rebecca Hubbard, Programmdirektorin Our Fish
+34 657669425, rebecca@our.fish

DUH-Pressestelle:

Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

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