Neuer Bericht betont Deutschlands blinden Fleck für nachhaltige Fischerei
Bonn, 28. August 2017: Trotz seines Rufs in Europa in Umweltfragen eine moralische Führungsrolle zu übernehmen, führen Deutschlands Bemühungen zur anhaltenden Überfischung der Ostsee, und verzögern damit die Verwirklichung von potenziell großen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteilen für seine Küstengemeinschaften, die von der Gesundung seiner Fischbestände kommen würden, argumentiert ein heute veröffentlichter Bericht.
Der Bericht, Deutschlands blinder Fleck für nachhaltige Fischerei, gemeinsam von Our Fish und der New Economics Foundation geschrieben, beschreibt, wie die kommende deutsche Regierung Überfischung beenden und seine Fischereipolitik in Einklang mit europäischem Recht bringen kann, indem sie Fangquoten nach wissenschaftlichen Empfehlungen festlegt, sowie durch die Unterstützung von kleinen, umweltschonende Fischereiflotten mit einem faireren System für die Zuteilung von Fangquoten. Bundestagswahlen finden planmäßig am 24. September statt.
„Die deutsche Regierung hat wiederholt die Überfischung des westlichen Baltischen Kabeljaus unterstützt, und die Öffentlichkeit glauben gemacht, dass dies auf Grund von sozioökonomischen Erwägungen geschehen ist. Doch die Zahlen erzählen eine andere Geschichte – nicht nur, dass das Befolgen von wissenschaftlichen Empfehlungen für Fangquoten höhere wirtschaftliche Erträge früher bringen würde, sondern auch dass die derzeitige Verteilung von Fangquoten destruktive Schleppnetztrawler bevorteilt, die die größten Umweltschäden verursachen und die wenigsten Arbeitsplätze schaffen.“, sagt Our Fish Program Director Rebecca Hubbard.
„Von den beiden wichtigsten Fischereiflotten die Deutschlands Anteil am westlichen Baltischen Kabeljau teilen, hat der kleine, umweltfreundliche Sektor nur 35% der Fangquoten und beschäftigt 747 Personen, während der umweltschädliche Schleppnetzsektor 59% hat, aber nur ein Fünftel so viele Personen beschäftigt.“ (1)
„Durch die Festlegung von Fanggrenzen auf nachhaltigem Niveau und die Änderung des Systems zur Verteilung von Fangquoten um kleine, umweltfreundliche Fischereiflotten zu bevorzugen, kann die neue Bundesregierung die wirtschaftliche Lebensfähigkeit und die ökologische Nachhaltigkeit der Küstengemeinschaften besser sichern.“
Die Bestände des westlichen Baltischen Kabeljaus bewegen sich seit Jahren am Rande des Zusammenbruchs, und dennoch hat Deutschland immer wieder Fanggrenzen über dem Niveau der wissenschaftlichen Empfehlungen gesetzt (2,3). Die Beamten der deutschen Fischereibehörde treffen sich in dieser Woche mit Vertretern aller Baltischen EU Staaten bei BALTFISH in Kopenhagen, um ihre Position zu den Fangquoten für 2018 zu diskutieren. Die Empfehlung des von der Schleppnetzindustrie dominierten Ostseebeirat drängt darauf die Fangquote für dem westlichen Baltischen Kabeljau auf einem Niveau zu setzen, dass mehr als 3.000 Tonnen über den höchsten wissenschaftlichen Empfehlungen liegt. (4)
„Die kommende deutsche Regierung muss diesen blinden Fleck für eine nachhaltige Fischerei korrigieren, indem sie ihre nationale Fischereibewirtschaftung angemessen prüft. Deutschland muss dringend sein System zur Verteilung von Fangquoten reformieren falls es im Sinne der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU handeln und eine führende Rolle beim Beenden der Überfischung in europäischen Gewässer spielen soll.“, so Hubbard.
Der Bericht, Deutschlands blinder Fleck für nachhaltige Fischerei, kann unter http://bit.ly/DEfish2017 heruntergeladen werden.
ENDNOTEN:
- New Economics Foundation & Our Fish (2017), Germany’s blind spot for sustainable fisheries.
- Westlicher Baltischer Kabeljau wird seit vielen Jahren überfischt, so dass Bestände sogar nach einem starken Jahr 2016 an ihrem niedrigsten Biomassevolumen seit den frühen Achtzigerjahren, und jenseits der sicheren Grenzen zur Wiederherstellung gesunder Bestände sind. ICES (2017), ICES Advice on fishing opportunities, catch, and effort, Baltic Sea Ecoregion. Published 31 May 2017. Cod.27.22-24
- New Economics Foundation (2017), Landing the Blame – Overfishing in the Baltic 2017.
- BSAC recommendations for the fishery 2018, abgerufen unter http://bsac.dk/BSAC-Resources/BSAC-Statements-and-recommendations/BSAC-recommendations-for-the-fishery-2018
Kontakte
Dave Walsh, Communications Advisor, dave@our.fish +34 691826764
Rebecca Hubbard, Program Director, rebecca@our.fish +34 657669425
Über Our Fish
Our Fish ist aktiv um sicherzustellen, dass europäische Mitgliedsstaaten die Gemeinsame Fischereipolitik umsetzen und nachhaltige Fischbestände in europäischen Gewässern erreichen.
Our Fish arbeitet mit Organisationen und Einzelpersonen und bringt Organisationen aus ganz Europa zusammen, um eine starke und unerschütterliche Botschaft zu senden: Die Überfischung unserer Gewässer muss gestoppt, und Lösungen gefunden werden, die sicherstellen, dass Europas Gewässer nachhaltig befischt werden. Our Fish fordert, dass die Gemeinsame Fischereipolitik ordnungsgemäß implementiert wird und die Fischgründe Europas effektiv bewirtschaftet werden.
Our Fish fordert alle EU-Mitgliedstaaten auf, jährliche Fanggrenzen innerhalb wissenschaftlich bestimmter, nachhaltiger Grenzen zu setzen, und sicherzustellen, dass ihre Fischereiflotten durch Überwachung und vollständige Dokumentation ihres Fangs nachweisen, dass sie nachhaltig fischen.